Errichter: Josef Dreyfus
Jahr: 1870
Stelle: Am Hirschgraben
Koordinaten: 49.244 01, 8.345 02
Historie:
Gründer der Zündholzfabrik in Nähe der Druslachbrücke (später Gelände vom ehemaligen Autohaus Müller) war 1870 der jüdische Kaufmann Josef Dreyfus aus Germersheim. Als 1875 ein Feuer die Fabrikgebäude zerstörte, produzierte Dreyfus bereits ein Jahr später wieder Streichhölzer.
1892 erweiterte Dreyfus seine Zündholzfabrikation mit einer gegenüber auf der Gewanne Schindkaut liegenden Schuhwichsfabrikation (heute am Dorfende die einstöckigen Wohnhäuser). Vermutlich hatte sich der Fabrikant bei der Modernisierung der Fabrikanlage übernommen. Denn 1894 ersteigerte Johann Ruppert, Bergwerksdirektor a. D. aus Bad Godesberg bei Bonn, für 60.000 Mark den Dreyfusschen Besitz. Bei erneutem Besitzerwechsel 1896 kam die Zündholzfabrik an Christoph Balzer, Architekt aus Frankfurt. Von Balzer stammt das auch „Villa Balzer“, später „Villa Rösch“ genannte Haus, Ecke Hirschgraben – Germersheimer Straße. Vermutlich blieb der Erfolg aus. Denn inzwischen zahlungsunfähig übernahm 1899 sein Bruder Heinrich für 30.000 Mark die Zündholzfabrikation mit Villa. Er nannte seine Fabrik ab 1902 „Erste Pfälzische Zündholzfabrik“. 1904 stellte Otto Dreyfus, Sohn des Fabrikgründers an die Gemeinde das Gesuch, seinen jüdischen Namen „Dreyfus“ in Dietrich verändern zu dürfen. Das wurde mit der Begründung abgelehnt, dass er in Lingenfeld kein Heimatrecht besitze. Von Balzer kauften 1911 die Brüder Wilhelm A. (Schlossermeister) und Wilhelm K. (Schreinermeister) aus Lambrecht für 75.000 Mark den gesamten Besitz. Das gegenüber der Zündholzfabrik liegende einstöckige Langgebäude der Wichsfabrikation wurde 1917 von der Gemeinde angemietet, um es als Einfachwohnungen für einkommensschwache Familien zu nutzen (heute links am Dorfausgang die einstöckige Häuserreihe). 1919 kaufte K. J. Seiß aus Ludwigshafen die Fabrik und Villa für 75.000 Mark. Ein Jahr später stand erneut alles zum Verkauf und Johann Hecktor aus Speyer erwarb daraufhin den Besitz für 80.000 Mark. Dieser verkaufte 1922 die von der Gemeinde angemieteten Wohnhäuser der ehemaligen Wichsfabrik an Lingenfelder Bürger. Den Bürobau samt Areal der stillgelegten ehemaligen Zündholzfabrik steigerte 1926 die Familie Heinrich Müller, Großvater der letzten Besitzer.